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Josef Guntermann: Unterschied zwischen den Versionen

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== Biografische Daten<br> ==
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07. April 1856&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; geboren in Assinghausen. Eltern:&nbsp; Handelsmann und Ackerwirt Johann Joseph Guntermann und Maria Regina geb. Körner
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1871&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Beginn einer drejährigen kaufmännischen Ausbildung
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1878&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Beginn seiner künstlerischen Karriere mit dem Kreuzweg in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Rumbeck
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1885&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Übersiedelung nach München
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Juni 1926&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Ernennung zum Ritter des Ordens vom Heiligen Gregorius durch Papst Pius XI.
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05.Oktober 1932&nbsp;&nbsp;&nbsp; gestorben nach langer Krankheit in einem Münchener Krankenhaus
  
 
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== Leben und Werke  ==
 
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Joseph Guntermann wurde am 7. April 1856 in Assinghausen im Hause „Cosmans“ geboren. Schon sehr früh zeigte sich bei ihm eine außergewöhnliche Freude am Zeichnen. Mit 15 Jahren begann er eine Kaufmannslehre, während der er auch nach Berlin und Dresden kam und damit seinen Horizont auf dem Kunstsektor erweitern konnte. Seine freie Zeit verbrachte er im Wesentlichen mit Zeichnen und Malen.  
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Joseph Guntermann wurde am 7. April 1856 in Assinghausen in der Solstätte „Cosmans“, heute Straße „Zum Küsterland 7“, geboren. Seine Eltern waren der Handelsmann und Ackerwirt Johann Joseph Guntermann und Maria Regina Körner, die wahrscheinlich aus Elleringhausen stammte. Er hatte noch zwei Schwestern,<br>und zwar Maria Elisabeth (1858 – 1929) und Maria Theresia (1861 – 1863).
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Schon sehr früh zeigte sich bei ihm eine außergewöhnliche Freude am Zeichnen. Mit 15 Jahren begann er eine Kaufmannslehre, während der er auch nach Berlin und Dresden kam und damit seinen Horizont auf dem Kunstsektor erweitern konnte. Seine freie Zeit verbrachte er im Wesentlichen mit Zeichnen und Malen.  
  
Nach dem Abschluss seiner dreijährigen Ausbildung fasste er den Entschluss, Maler zu werden. Der Plan, die Akademie in Düsseldorf zu besuchen, scheiterte jedoch wegen der Überfüllung der unteren Klassen. Somit blieb Joseph Guntermann nichts anderes übrig, als das angestrebte Ziel außerhalb des akademischen Werdeganges zu suchen.<br>Dies führte ihn zu verschiedenen Kirchenmalern und Wirkungsstätten, was den großen Vorteil mit sich brachte, dass er mit allen Techniken und Kniffen konfrontiert wurde, die in der Raummalerei von<br>Bedeutung waren.<br>Von besonderer Bedeutung war für ihn die Ausbildung bei den Meistern der [http://de.wikipedia.org/wiki/Beuroner_Kunstschule Beuroner Schule], den Benediktinerpatres [http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Lenz_(K%C3%BCnstler) Desiderius Lenz] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Gabriel_W%C3%BCger Gabriel Wüger]. Mit diesen arbeitete er zwischen 1880 und 1885 fünf Jahre lang bei der Restaurierung der Benediktinerabtei Emaus in Prag zusammen und lernte dabei, den Blick auf das Wesentliche in der Monumentalkunst zu richten.<br>Im Herbst 1881 kam er vorübergehend nach München, wo er seit Februar 1885 praktisch seine dauernde Heimstätte fand. Hier befasste er sich intensiv mit dem Stil der Nazarener.<br>Während seiner Jugend war der Lehrer Josef Grimme, ein Neffe des Dichters [[Friedrich_Wilhelm_Grimme|Friedrich-Wilhelm Grimme]], ein besonderer Förderer von Joseph Guntermann. Aufgrund seiner Anregungen entstanden als erster selbständiger Versuch die Federzeichnungen für einen Kreuzweg, die den Beifall des Pfarrers Behrens aus Rumbeck bei Arnsberg fanden und den dieser dann auch in den Jahren 1878 und 1879 ausführen ließ.<br>Damit war das Erstlingswerk des damals 22jährigen Joseph Guntermann geschaffen, das heute noch in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Rumbeck zu sehen ist.<br>Zunächst einmal ist anzusprechen, woher er seine Motive genommen hat. Eine Kunstzeitschrift zu abonnieren, war zur damaligen Zeit nicht möglich. Es standen ihm wahrscheinlich im Wesentlichen nur die katholischen Unterrichts- und Erbauungsbücher zur Verfügung, die zu seiner Jugendzeit in einigen Familien anzutreffen waren. Die vielen Illustrationen in Form von Holzschnitten&nbsp;werden Joseph Guntermann mit hoher Wahrscheinlichkeit inspiriert haben, denn seine Kreuzweg-Stationsbilder entsprechen in vollem Umfang dem in diesen Büchern gebräuchlichen Stil. Diesen Stil hat er letztendlich während seines ganzen Lebens beibehalten. Er entspricht dem [http://de.wikipedia.org/wiki/Nazarener_(Kunst) Nazarener-Stil.]
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Nach dem Abschluss seiner dreijährigen Ausbildung fasste er den Entschluss, Maler zu werden. Der Plan, die Akademie in Düsseldorf zu besuchen, scheiterte jedoch wegen der Überfüllung der unteren Klassen. Somit blieb Joseph Guntermann nichts anderes übrig, als das angestrebte Ziel außerhalb des akademischen Werdeganges zu suchen.<br>Dies führte ihn zu verschiedenen Kirchenmalern und Wirkungsstätten, was den großen Vorteil mit sich brachte, dass er mit allen Techniken und Kniffen konfrontiert wurde, die in der Raummalerei von Bedeutung waren.<br>Von besonderer Bedeutung war für ihn die Ausbildung bei den Meistern der [http://de.wikipedia.org/wiki/Beuroner_Kunstschule Beuroner Schule], den Benediktinerpatres [http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Lenz_(K%C3%BCnstler) Desiderius Lenz] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Gabriel_W%C3%BCger Gabriel Wüger]. Mit diesen arbeitete er zwischen 1880 und 1885 fünf Jahre lang bei der Restaurierung der Benediktinerabtei Emaus in Prag zusammen und lernte dabei, den Blick auf das Wesentliche in der Monumentalkunst zu richten.<br>Im Herbst 1881 kam er vorübergehend nach München, wo er seit Februar 1885 praktisch seine dauernde Heimstätte fand. Hier befasste er sich intensiv mit dem Stil der Nazarener.<br>Während seiner Jugend war der Lehrer Josef Grimme, ein Neffe des Dichters [[Friedrich Wilhelm Grimme|Friedrich-Wilhelm Grimme]], ein besonderer Förderer von Joseph Guntermann. Aufgrund seiner Anregungen entstanden als erster selbständiger Versuch die Federzeichnungen für einen Kreuzweg, die den Beifall des Pfarrers Behrens aus Rumbeck bei Arnsberg fanden und den dieser dann auch in den Jahren 1878 und 1879 ausführen ließ.<br>Damit war das Erstlingswerk des damals 22jährigen Joseph Guntermann geschaffen, das heute noch in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Rumbeck zu sehen ist.<br>Zunächst einmal ist anzusprechen, woher er seine Motive genommen hat. Eine Kunstzeitschrift zu abonnieren, war zur damaligen Zeit nicht möglich. Es standen ihm wahrscheinlich im Wesentlichen nur die katholischen Unterrichts- und Erbauungsbücher zur Verfügung, die zu seiner Jugendzeit in einigen Familien anzutreffen waren. Die vielen Illustrationen in Form von Holzschnitten&nbsp;werden Joseph Guntermann mit hoher Wahrscheinlichkeit inspiriert haben, denn seine Kreuzweg-Stationsbilder entsprechen in vollem Umfang dem in diesen Büchern gebräuchlichen Stil. Diesen Stil hat er letztendlich während seines ganzen Lebens beibehalten. Er entspricht dem [http://de.wikipedia.org/wiki/Nazarener_(Kunst) Nazarener-Stil.]  
  
 
Nach der Zeitschrift „Die christliche Kunst“ liegt das besondere Verdienst von Joseph Guntermann darin, dass er den Figuren seiner Raumgemälde erstmalig Gesichter verlieh, mit denen sich der Betrachter identifizieren konnte. Gesichter, die nicht provozieren, die ernst und in sich gekehrt und einfach menschlich sind und zu denen, wie oben bereits gesagt, auch das „kunstfremde Laienpublikum in Verständnis die Hände zum Gebet zu erheben vermag“. Ein lachendes oder auch nur lächelndes Gesicht wird man allerdings vergeblich suchen. Dies gilt jedoch nicht für die Christus-Darstellungen. Die Christusfiguren weisen regelmäßig ernste<br>und ins Mystische gehende Gesichter auf. In der Zeitschrift wird das so ausgedrückt: „Immer weiß der Künstler seiner Christusfigur einen individuellen Zug zu leihen, lyrisch zu empfinden und mit dem Typischen den Zug des Zartinnigen zu vereinigen“.<br>Eine weitere Besonderheit Joseph Guntermanns war seine Ansicht, dass Farben am besten zur Geltung kommen, wenn sie sich vor einem goldfarbenen Hintergrund befinden. So hat er keine Mühen und Kosten gescheut, diese Ansicht in die Tat umzusetzen. Wie die Münchener Zeitung vom 8. Oktober 1932 in einem Nachruf vermeldete, habe er im Zusammenhang mit der Gestaltung der Einsegnungshalle auf dem Münchener Ostfriedhof aus seinem Vermögen etwa 4.000 Mark bei einem Gesamtvolumen von 30.000 Mark beigesteuert, um die Vergoldungen in echtem Material ausführen zu können.  
 
Nach der Zeitschrift „Die christliche Kunst“ liegt das besondere Verdienst von Joseph Guntermann darin, dass er den Figuren seiner Raumgemälde erstmalig Gesichter verlieh, mit denen sich der Betrachter identifizieren konnte. Gesichter, die nicht provozieren, die ernst und in sich gekehrt und einfach menschlich sind und zu denen, wie oben bereits gesagt, auch das „kunstfremde Laienpublikum in Verständnis die Hände zum Gebet zu erheben vermag“. Ein lachendes oder auch nur lächelndes Gesicht wird man allerdings vergeblich suchen. Dies gilt jedoch nicht für die Christus-Darstellungen. Die Christusfiguren weisen regelmäßig ernste<br>und ins Mystische gehende Gesichter auf. In der Zeitschrift wird das so ausgedrückt: „Immer weiß der Künstler seiner Christusfigur einen individuellen Zug zu leihen, lyrisch zu empfinden und mit dem Typischen den Zug des Zartinnigen zu vereinigen“.<br>Eine weitere Besonderheit Joseph Guntermanns war seine Ansicht, dass Farben am besten zur Geltung kommen, wenn sie sich vor einem goldfarbenen Hintergrund befinden. So hat er keine Mühen und Kosten gescheut, diese Ansicht in die Tat umzusetzen. Wie die Münchener Zeitung vom 8. Oktober 1932 in einem Nachruf vermeldete, habe er im Zusammenhang mit der Gestaltung der Einsegnungshalle auf dem Münchener Ostfriedhof aus seinem Vermögen etwa 4.000 Mark bei einem Gesamtvolumen von 30.000 Mark beigesteuert, um die Vergoldungen in echtem Material ausführen zu können.  
  
Joseph Guntermann starb am 5. Oktober 1932 in München in recht ärmlichen Verhältnissen. Seine Ersparnisse, die er im Verlaufe seines Lebens angesammelt hatte und mit denen er sich zumindest zeitweise den Bau eines kleinen Hauses in Assinghausen erhofft hatte, waren durch die Inflation in den 20iger Jahren vernichtet worden.<br>In „seiner“ Einsegnungshalle wurden am 8. Oktober 1932 die Trauerfeierlichkeiten abgehalten. Auf dem Ostfriedhof erhielt er auch sein Grab, dessen Grabmal eine Büste zierte. Dieses Grab wurde 1964 eingeebnet.
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Joseph Guntermann starb am 5. Oktober 1932 in München in recht ärmlichen Verhältnissen. Seine Ersparnisse, die er im Verlaufe seines Lebens angesammelt hatte und mit denen er sich zumindest zeitweise den Bau eines kleinen Hauses in Assinghausen erhofft hatte, waren durch die Inflation in den 20iger Jahren vernichtet worden.<br>In „seiner“ Einsegnungshalle wurden am 8. Oktober 1932 die Trauerfeierlichkeiten abgehalten. Auf dem Ostfriedhof erhielt er auch sein Grab, dessen Grabmal eine Büste zierte. Dieses Grab wurde 1964 eingeebnet.  
  
 
== Weitere Informationen  ==
 
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[http://www.olsbergwiki.de/wiki/images/1/1e/Haaben_-_Kreuzwege_des_Kirchenmalers_Josef_Guntermann.pdf Haaben, Klaus&nbsp;- Die Guntermann Kreuzwege von Rumbeck und Assinghausen]  
 
[http://www.olsbergwiki.de/wiki/images/1/1e/Haaben_-_Kreuzwege_des_Kirchenmalers_Josef_Guntermann.pdf Haaben, Klaus&nbsp;- Die Guntermann Kreuzwege von Rumbeck und Assinghausen]  
  
[http://www.olsbergwiki.de/wiki/images/4/44/Haaben_-_Die_sch%C3%B6nste_Leichenhalle_Deutschlands.pdf Haaben, Klaus - Die schönste Leichenhalle Deutschlands]
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Version vom 3. Oktober 2013, 00:28 Uhr

Josef Guntermann um 1898
Josef Guntermann
Geboren am 07. April 1856
Geboren in Assinghausen
Gelebt in München
Gestorben am 08. Oktober 1932
Gestorben in München

 

Biografische Daten

07. April 1856         geboren in Assinghausen. Eltern:  Handelsmann und Ackerwirt Johann Joseph Guntermann und Maria Regina geb. Körner

1871                       Beginn einer drejährigen kaufmännischen Ausbildung

1878                       Beginn seiner künstlerischen Karriere mit dem Kreuzweg in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Rumbeck

1885                       Übersiedelung nach München

Juni 1926               Ernennung zum Ritter des Ordens vom Heiligen Gregorius durch Papst Pius XI.

05.Oktober 1932    gestorben nach langer Krankheit in einem Münchener Krankenhaus


Leben und Werke

Joseph Guntermann wurde am 7. April 1856 in Assinghausen in der Solstätte „Cosmans“, heute Straße „Zum Küsterland 7“, geboren. Seine Eltern waren der Handelsmann und Ackerwirt Johann Joseph Guntermann und Maria Regina Körner, die wahrscheinlich aus Elleringhausen stammte. Er hatte noch zwei Schwestern,
und zwar Maria Elisabeth (1858 – 1929) und Maria Theresia (1861 – 1863).

Schon sehr früh zeigte sich bei ihm eine außergewöhnliche Freude am Zeichnen. Mit 15 Jahren begann er eine Kaufmannslehre, während der er auch nach Berlin und Dresden kam und damit seinen Horizont auf dem Kunstsektor erweitern konnte. Seine freie Zeit verbrachte er im Wesentlichen mit Zeichnen und Malen.

Nach dem Abschluss seiner dreijährigen Ausbildung fasste er den Entschluss, Maler zu werden. Der Plan, die Akademie in Düsseldorf zu besuchen, scheiterte jedoch wegen der Überfüllung der unteren Klassen. Somit blieb Joseph Guntermann nichts anderes übrig, als das angestrebte Ziel außerhalb des akademischen Werdeganges zu suchen.
Dies führte ihn zu verschiedenen Kirchenmalern und Wirkungsstätten, was den großen Vorteil mit sich brachte, dass er mit allen Techniken und Kniffen konfrontiert wurde, die in der Raummalerei von Bedeutung waren.
Von besonderer Bedeutung war für ihn die Ausbildung bei den Meistern der Beuroner Schule, den Benediktinerpatres Desiderius Lenz und Gabriel Wüger. Mit diesen arbeitete er zwischen 1880 und 1885 fünf Jahre lang bei der Restaurierung der Benediktinerabtei Emaus in Prag zusammen und lernte dabei, den Blick auf das Wesentliche in der Monumentalkunst zu richten.
Im Herbst 1881 kam er vorübergehend nach München, wo er seit Februar 1885 praktisch seine dauernde Heimstätte fand. Hier befasste er sich intensiv mit dem Stil der Nazarener.
Während seiner Jugend war der Lehrer Josef Grimme, ein Neffe des Dichters Friedrich-Wilhelm Grimme, ein besonderer Förderer von Joseph Guntermann. Aufgrund seiner Anregungen entstanden als erster selbständiger Versuch die Federzeichnungen für einen Kreuzweg, die den Beifall des Pfarrers Behrens aus Rumbeck bei Arnsberg fanden und den dieser dann auch in den Jahren 1878 und 1879 ausführen ließ.
Damit war das Erstlingswerk des damals 22jährigen Joseph Guntermann geschaffen, das heute noch in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Rumbeck zu sehen ist.
Zunächst einmal ist anzusprechen, woher er seine Motive genommen hat. Eine Kunstzeitschrift zu abonnieren, war zur damaligen Zeit nicht möglich. Es standen ihm wahrscheinlich im Wesentlichen nur die katholischen Unterrichts- und Erbauungsbücher zur Verfügung, die zu seiner Jugendzeit in einigen Familien anzutreffen waren. Die vielen Illustrationen in Form von Holzschnitten werden Joseph Guntermann mit hoher Wahrscheinlichkeit inspiriert haben, denn seine Kreuzweg-Stationsbilder entsprechen in vollem Umfang dem in diesen Büchern gebräuchlichen Stil. Diesen Stil hat er letztendlich während seines ganzen Lebens beibehalten. Er entspricht dem Nazarener-Stil.

Nach der Zeitschrift „Die christliche Kunst“ liegt das besondere Verdienst von Joseph Guntermann darin, dass er den Figuren seiner Raumgemälde erstmalig Gesichter verlieh, mit denen sich der Betrachter identifizieren konnte. Gesichter, die nicht provozieren, die ernst und in sich gekehrt und einfach menschlich sind und zu denen, wie oben bereits gesagt, auch das „kunstfremde Laienpublikum in Verständnis die Hände zum Gebet zu erheben vermag“. Ein lachendes oder auch nur lächelndes Gesicht wird man allerdings vergeblich suchen. Dies gilt jedoch nicht für die Christus-Darstellungen. Die Christusfiguren weisen regelmäßig ernste
und ins Mystische gehende Gesichter auf. In der Zeitschrift wird das so ausgedrückt: „Immer weiß der Künstler seiner Christusfigur einen individuellen Zug zu leihen, lyrisch zu empfinden und mit dem Typischen den Zug des Zartinnigen zu vereinigen“.
Eine weitere Besonderheit Joseph Guntermanns war seine Ansicht, dass Farben am besten zur Geltung kommen, wenn sie sich vor einem goldfarbenen Hintergrund befinden. So hat er keine Mühen und Kosten gescheut, diese Ansicht in die Tat umzusetzen. Wie die Münchener Zeitung vom 8. Oktober 1932 in einem Nachruf vermeldete, habe er im Zusammenhang mit der Gestaltung der Einsegnungshalle auf dem Münchener Ostfriedhof aus seinem Vermögen etwa 4.000 Mark bei einem Gesamtvolumen von 30.000 Mark beigesteuert, um die Vergoldungen in echtem Material ausführen zu können.

Joseph Guntermann starb am 5. Oktober 1932 in München in recht ärmlichen Verhältnissen. Seine Ersparnisse, die er im Verlaufe seines Lebens angesammelt hatte und mit denen er sich zumindest zeitweise den Bau eines kleinen Hauses in Assinghausen erhofft hatte, waren durch die Inflation in den 20iger Jahren vernichtet worden.
In „seiner“ Einsegnungshalle wurden am 8. Oktober 1932 die Trauerfeierlichkeiten abgehalten. Auf dem Ostfriedhof erhielt er auch sein Grab, dessen Grabmal eine Büste zierte. Dieses Grab wurde 1964 eingeebnet.

Weitere Informationen

Haaben, Klaus - Der Kirchenmaler Josef Guntermann und seine Beziehungen zu seinem Heimatdorf Assinghausen

Haaben, Klaus - Kreuzwege des Kirchenmalers Josef Guntermann

Haaben, Klaus - Die Guntermann Kreuzwege von Rumbeck und Assinghausen

Haaben, Klaus - Die schönste Leichenhalle Deutschlands


Weblinks

Aktion Kreuzweg Assinghausen e.V.